Was wissen wir über uns selbst, über einander, über die stimmlosen Dinge, die uns begleiten? Was kann über einen Menschen nach langer Zeit herausgefunden, gesagt, gezeigt werden, was bleibt für immer im Dunkeln?
Am Anfang steht ein goldenes Kästchen, ein sogenanntes Takamakie-Lackkästchen. In den frühen Tagen des 20. Jahrhunderts in einem kleinen Geschäft in Kyoto erworben, wird es zusammen mit diversen Bücherkisten, gesammelten Kunstgegenständen und der Garderobe seines Besitzers eingeschifft und gelangt auf dem Seeweg nach Antwerpen, von dort weiter in ein kleines Dorf im Schweizer Fricktal, wo es auf einem staubigen Dachboden landet. Einige Jahrzehnte später steht es auf der Frisierkommode einer jung verheirateten Frau, wo es die Neugier eines kleinen Mädchens weckt. Das Mädchen wird zur Frau, die Frau macht sich, wieder Jahrzehnte später, daran, seine Geschichte zu erzählen. Wieder reist sie durch die Jahrhunderte, nur diesmal in umgekehrter Richtung, reist nach Paris, Rouen, Moskau und kommt schließlich in Kyoto an. Sie sucht die Straßen, durch die ihr Großonkel Wilhelm, der Besitzer des Kästchens, noch mit der Rikscha fuhr. Sucht seine verhallenen Schritte, seine vermuteten Gedanken, erschließt seine Beweggründe… Was sie findet, bleibt bruchstückhaft, wird fassbar und entzieht sich wieder. Doch jedes einzelne Dokument, jede zufällige Begegnung sind prall gefüllt mit Leben.
Lisa Kärcher Lektorin, Dramaturgin, Wien
ekz.bibliotheksservice GmbH, Martina Mattes Was für ein Buch! Christine Rinderknecht spielt mit abrupten Perspektivwechseln, eröffnet einen Spannungsbogen nach dem nächsten, lässt eine zu allem entschlossene Biografin agieren und hängt an das Ende ihres lebendigen Romans bedeutsame Fotos an. Wieder ein Highlight des Bücherjahres!
NZZ am Sonntag
Eigenartig und faszinierend ist Lilli gewesen. Zu ihrer Beerdigung kommt die ganze Verwandtschaft zusammen. Mit glasklarem Blick und viel Witz legt Christine Rinderknecht die Verflechtungen und die wohlgehüteten Geheimnisse der Familie Bieger frei. Eine bewegende Geschichte und ein scharfsinniges Porträt unserer Zeit.
“Christine Rinderknechts Ton ist frisch und unverbraucht, dicht und zupackend.” Sonntagszeitung
*Buddenbrooks” light
Christine Rinderknechts neuer Roman
Theater füllt ihre Texte. Das Affentheater, das Familie heisst, und das Imaginationstheater, das Monolog heisst. Christine Rinderknecht schreibt Stücke - und Prosa, die mit dramatischen Drehs verschraubt ist. Ihr neuer Roman “Lilli” gibt in 36 Kapiteln den Stimmen einer Sippe, Monolog um Monolog die Bühne frei, selbst derjenigen einer Toten - der Titelheldin. ….. Christine Rinderknecht hat ein Buch über die kleinere und grössere Unbill geschrieben, die das Rudeltier Homo sapiens im Laufe seiner Lebensgeschichte auszustehen hat, während die politische Geschichte, die ökonomische Geschichte von den Vierzigern bis heute den Rahmen dafür vorgibt. …… “Lilli” ist eigentlich ein helvetischer “Buddenbrooks”-light Verschnitt auf nicht einmal 200 Seiten, der dennoch ein überraschendes literarisches Gewicht auf die Waage bringt…..”
Alexandra Kedves NZZ, 26.10.2005
“Leichtfüssig und lakonisch erzählt die Zürcher Autorin aus dem Familienleben der schönen Lilli.”
Edith Krebs WOZ Literatur, 3. Nov 2005
“Duft von Zimt und Düsternis.”
… Christine Rinderknecht kann - pointilistisch - Geschichten hinreissend erzählen, farbig, sinnlich, bilderreich, anschaulich, greifbar. Die Texte geben das Tempo nicht vor, sie sind es - manchmal mit quälender Genauigkeit und verlangsamter Wahrnehmung, wie in Zeitlupe…. Wir sind zehn Zeilen lang mit der Erzählerin in einer Wohnung, und wissen nicht nur, wie sie aussieht, wir wissen auch, wer da wohnt. …”
Reinhardt Stumm, BAZ 28.10.2005
“Fetzen treiben im klaren Meer der Erinnerungen.”
Christine Rinderknecht zeigt das Aussergewöhnliche im Alltäglichen und dirigiert einen Chor unterschiedlicher Erinnerungen ….. mit sprachlicher Kunstfertigkeit. Die zwischenmenschlichen Verwerfungen lotet sie aus ohne übertriebene Psychologisierung . vielmehr will sie das Alltägliche zeigen. Die Entfremdung der Menschen von sich selbst, aber auch von der Umwelt ist das zentrale Thema dieses kurzen Romans, den es lohnt zweimal zu lesen.” Peter M. Hetzel, Schweizer Illustrierte, 03.10. 2005
“Lilli” ist mehr als nur gerade das Zentrum der Familie Bieger der Vor- und Nachkriegszeit , es ist auch ein Roman über das Verschwinden der Familie überhaupt und eine Geschichte darüber, wie ich familiäre Formen am Ende des 20. Jahrhunderts neu zu definieren beginnen……
Carlo Bernasconi, Neuerscheinungen Schweizer Buchhandel, 17/2005
“Facettenreich”
… Die Schweizer Schriftstellerin Christine Rinderknecht hat in ihrem zweiten Roman ein facettenreiches Familienporträt entworfen. Auch der toten Titelheldin gibt sie eine Stimme und lässt sie über die Trauergemeinde räsonieren. Das erinnert in seiner Stringenz an den inneren Monolog der sterbenden Hauptfigur in Jon Fosses “Morgens und abends”. “Lilli” ist in seiner Gesamtheit aber ein sehr eigenständiges und eigenwilliges Werk, das einen trotz der winterlichen Atmosphäre nicht kalt lässt.
Facts, 1.09.2005, Kultur.
Ein Löffel in der Luft
Pendo Verlag, 2002
Roman
Mit grossem literarischen Können und einem untrüglichen Sinn für Atmosphäre erzählt Christine Rinderknecht von den wirklichen und vermeintlichen Katastrophen eines Teenagerlebens in einer Zeit, als die Wohlstandsgesellschaft noch in den Kinderschuhen steckte. Ironisch, sensibel und frisch.
Presse
“Verlustmeldungen”
Der ältere Bruder ist von einem Auto überfahren worden, und die Mutter verliert darüber das Gleichgewicht, hat es fortan mit der “Psyche” zu tun. Wie Puppen sitzen jetzt die Familienmitglieder am Tisch, der Vater “ohne Mumm in den Knochen”. Jahre später stürzt ein Kran um und zerstört Teile des Gartens rund ums Elternhaus. Die Erzählerin selbst eine der beiden jüngeren Schwestern, büsst den gleichmässigen Atem ein, muss wegen ihres Asthmaleidens wöchentlich den Arzt in der grossen Stadt aufsuchen ….. Nichts anderes als eine Kindheitsgeschichte aus den fünfziger und sechziger Jahren stellt Christine Rinderknecht vor. Dem so vertrauten Thema gewinnt die …. Autorin dennoch neue Töne ab. Sie erzählt scheinbar teilnahmslos und doch extrem beteiligt, eminent ironisch und doch voll von echtem Sentiment….. So stellt sich eine Mixtur eigener Art her. Auf jeden Fall folgt man diesen Kindheitsmustern mit angehaltenem Atem.
Beatrice Eichmann-Leutenegger, NZZ, 20.02.2002
“Im Aufbruch ein Blick zurück”
...Dieser Roman überrascht durch die Leichtigkeit, mit der er die Schwere und das Leichte zusammenfügt, durch ein souveränes Erzählen, das wie beiläufig den richtigen Ton findet und ein überaus stimmiges Porträt einer dörflichen und kleinbürgerlichen Schweizer Welt zeichnet - die noch gar nicht so sehr lange zurückliegt.
Urs Bugmann LNN, 13.02.2002
Ein Erstling von grosser sprachlicher Kraft und erstaunlicher formaler Reife.
Sonntagszeitung, 31.03.2002
“Nicht ersticken”
Die Genauigkeit der Details, die nicht nur der Irritaion des Mädchens ob all dem Unbegreiflichen, das ihr als Kind und Heranwachsenden widerfährt, sondern auch dem Geist der Zeit gefühlvoll Gestalt gibt, macht “Ein Löffel in der Luft” zu einem gelungenen kleinen Buch.
Urs Tremp, TA, 9.03.2002
Bruchstein und Backstein
Zytglogge, 1994
Erzählungen
In den sieben Erzählungen geraten Christine Rinderknechts dünnhäutige und zerbrechliche Figuren zusehends in Abseits und phantasieren sich in eine Gegenwelt, in der sie stark und mächtig sind oder ungestört versinken können.
Presse
“Im sinkenden Schiff”
“Wer ein sinkendes Schiff verlässt, kommt nie auf den Grund der Dinge” hat einer auf die Wand gesprayt. Der Spruch gibt fast ein Programm für Christine Rinderknechts ersten Erzählband. Den Gestalten ihrer Geschichten ist der hartnäckige Wille eigen, die Oberflächen aufzurauen und die Gründe zu erspüren. Deshalb stellen sie sich rasch in einen scharfen Gegensatz zur Umwelt und werden zu Verweigerern. Rebellionsfähig sind sie alle... Sie entwickelt ihre Erzählungen dynamisch, so dass ein Sog entsteht, der den Leser mitreisst - unterstützt durch eine rhythmisierende Sprache. … man folgt gebannt den Wegen dieser bemerkenswerten Erzählungen.
B.En, NZZ 9.7.1994
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